Das Argument der self-fulfilling prophecy (SFP), d.h. der sich selbst erfüllenden Prophezeiung oder Vorhersage, wird von vielen Astrologen gern dann angeführt, wenn es eigentlich darum geht, eine konkrete Aussage zu machen, insbesonderer auch dann, wenn eine stundenastrologische Frage zu beantworten ist. Zumeist ziehen sich Astrologen gerade dann auf dieses Argument zurück, wenn sie diejenigen Regeln (etwa die der Stundenastrologie) gar nicht kennen, deren Anwendung eine konkrete Aussage überhaupt erst ermöglichen würde (ganz unabhängig davon, ob diese Aussage dann auch noch mit den dann tatsächlich eintretenden Ereignissen letztendlich übereinstimmt).
Die Auseiandersetzung mit der Möglichkeit und den sich daraus ergebenden Problemen einer SFP sollte und darf indessen nicht durch diese leicht zu durchschauende Schutzbehauptung verstellt werden.
Der folgende, von Chanda an andere Stelle gepostete Text, bietet meiner Ansicht nach einen hervorragenden Einstieg in die Diskussion dieses Themas.
Chanda hat geschrieben:
viele Astrologen stehen nicht darauf, sich in ein Korsett feststehender Zukunftsprognosen pressen zu lassen. Und lassen daher lieber die Finger von Stundenastrologie. Manche fürchten sich auch vor "selbsterfüllenden Prophezeiungen", also dass etwas nicht passiert, weil es "passieren musste", sondern dass es passiert, weil der Klient von der Vorhersage so hypnotisiert wurde, dass er alles tat, damit sie eintrifft.
Das erinnert mich an meine ersten (und letzten) Versuche mit dem Skifahren. Ich stehe oben auf einem sehr sanften Anfängerhügel. Und habe Angst, runterzufahren. Ich hatte keine Einweisung, keinen Skikurs. Nur meinen Freund, der mir ein paar Sätze als Orientierung sagte und dann auf seinen Skiern abbrauste und weg war. Eine gefühlte halbe Stunde brauchte ich, um überhaupt den Mut aufzubringen loszufahren. Ich wartete immer darauf, dass mir niemand mehr im Weg ist, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich bremsen oder ein Ziel anpeilen (oder vermeiden) sollte. Als dann niemand mehr in meinem Weg oder in der Nähe war, fuhr ich los. Einzig eine Frau als entfernter Punkt war zu sehen, die auch nicht in meiner "Schusslinie" war. Aber die Angst, sie umzufahren und nicht ausweichen zu können, trieb mich geradewegs auf sie zu - und ich fuhr sie an. Gottseidank nur mit bereits extrem langsamer Geschwindigkeit, sie fiel nicht einmal. Es war mehr ein Rempler.
Das war selbsterfüllende Prophezeiung!
Ich denke, es gibt die Menschentypen, vielleicht Mars- oder Uranus-geprägt, die gerne alles selber in die Hand nehmen und ihr Leben eigenständig unter Kontrolle haben wollen. Sie stehen nicht auf Stundenastrologie, weil sie sich durch die Aussagen nicht einengen lassen wollen.
Dann gibt es noch die, wie ich, die vielleicht etwas mehr Neptun-, Saturn- oder Mond-geprägt sind und die im Leben "schwimmen" und vor lauter Möglichkeiten den Durchblick verlieren. Diese haben eher Entscheidungsschwierigkeiten als der erste Typ, sie haben Ängste, weil sie zum Grübeln neigen. Sie ahnen, dass jede Entscheidung, jedes Handeln ungeahnte Folgen nach sich ziehen kann, Folgen, die kaum einschätzbar sind.
Sie sind froh, wenn sie glauben können, dass das Schicksal vorherbestimmt ist. Das nimmt ihnen die Qual der Wahl und die Angst vor der Verantwortung.