Hallo Elias
auf zu letzten Teil deiner Legung.
Platz 7: So sieht der Fragesteller die ganze Angelegenheit: Die Mäßigkeit
Auf der Karte ist ein Engel zu sehen, allerdings mit roten Flügeln. Es scheint also ein „Spezial-Engel zu sein. Er steht halb in einem Gewässer, halb am Ufer. Sehr konzentriert wirkend gießt er Wasser aus einem Kelch in einen anderen. Aber nun kommt das Besondere, was einem auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so auffällt: Es muss sich um eine Art Engel handeln, denn ein menschliches Wesen könnte niemals wie er das Wasser von einem Kelch in den anderen gießen. Wasser fließt gerade nach unten, nicht zur Seite wie in der Karte dargestellt. Der Engel vollbringt also etwas, was eigentlich unmöglich oder übermenschlich ist. Er ist in einer Art Balance. Jedoch ist das Balancieren auch anstrengend, denn der eine Fuß steht im Wasser, der andere nicht. Einen festen Stand hat man, wenn man mit beiden Füßen auf dem Boden steht. So ganz unanstrengend ist das nicht, was die Gestalt auf der Karte da vorführt.
Der Name dieses Trumpfes ist Mäßigkeit. Was könnte das bedeuten? Im Buddhismus gibt es einen Mittleren Weg, der zur Erleuchtung führen soll. Mittlerer Weg deshalb, weil man nicht in Extreme verfallen soll, sondern es aus dieser Sicht besser ist, sich in der Mitte zweier Pole zu bewegen. Deshalb ist die Mäßigkeit bei mir auch eher so etwas wie „das rechte Maß“ finden oder ein Gleichgewicht. Dabei sehe ich aber auch in diesem Gleichgewicht, dass es ein Zustand ist, der einem nicht in den Schoß fällt oder der dauerhaft ist, sondern der immer wieder und wieder und wieder hergestellt werden muss. Sprich: Es geht um Aktivität und nicht um ein Geschehenlassen.
Dir ist also schon klar, dass es im Grunde genommen gar nicht möglich ist, Widersprüchliches unter einen Hut zu bekommen, wie du es beim ersten Legeversuch in deiner Frage formuliert hast. Es wäre ein Unterfangen, dass „übermenschliche“ Fähigkeiten erfordern würde. Es ist wie mit Quadraten im Horoskop, von denen ein Autor sagte, man könne die beteiligten Planeten einfach nicht unter einen Hut bekommen, selbst dann nicht, wenn man ihnen jeden Tag einen neuen Hut kauft. Es geht also tatsächlich um Aktivität, nämlich sich immer wieder neu um das „rechte Maß“ zu bemühen.
Platz 8: Das Umfeld, der Ort oder der Einfluss anderer Personen bezüglich des Themas: 3 der Schwerter
Auf dieser Karte sieht man ein fast in der Luft hängendes Herz, das von drei Schwertern durchbohrt ist. Schwerter entsprechen in etwa dem astrologischen Element Luft und sind damit der Ebene der Gedanken und dem Verstand, der Ratio, dem Intellekt zuzuordnen. Was an dieser Karte für mich so interessant ist: Man könnte ja schnell auf Liebeskummer und Herzschmerz kommen, aber: Das durchbohrte Herz blutet nicht! Die Karte sieht also auf den ersten Blick oft ärger aus, als sie ist. Manchmal ist es ja gut, wenn man seinen Gefühlen mit Verstand zu Leibe rückt. Das fühlt sich nicht immer gut an, es kann auch schmerzen, wenn man sich gegen sein Gefühl entscheidet, aber es ist auch gut möglich, dass man dadurch Emotionen „abschneidet“, die einem nicht gut tun. (Es gibt im tibetischen Buddhismus eine Praxis namens Chöd, mit der man genau diese Art des Fühlens – die Anhaftung an das Ego – durchtrennt.)
Im Zusammenhang mit deiner Frage würde ich diese Karte nicht auf einen Ort oder eine Umgebung beziehen, sondern darauf, was andere Personen darüber denken oder wie sie deine Situation einschätzen. Mir kommt es angesichts der gesamten Legung so vor, als würden sie dich völlig anders einschätzen als du dich selbst. Dein „Ringen“ um einen guten Weg für dich scheint auf Personen in deiner Umgebung (vermutlich deine Familie) so zu wirken, als seist du etwas „verquält“ unterwegs oder würdest ganz besonders stark leiden. Vielleicht halten sie dich auch für zerrissener, als du tatsächlich bist. An diesen von anderen wahrgenommen Schmerz glaube ich angesichts der übrigen Karten jedoch nicht, denn deine „Basiskarte“ zeigt ja Geduld und Vertrauen in dich selbst (8 Münzen).
Platz 9: Höffnungen und Wünsche, Befürchtungen und Ängste: 4 der Münzen
Für mich stellt diese Karte ein Festhalten dar. Man setzt sich auf etwas drauf, was man hat, und zwar nicht nur mit allen Vieren. Die Haltung der Gestalt auf der Karte mit den Füßen auf zwei Münzen, einer weiteren in den Händen und dann noch einer auf dem Kopf sieht statisch und total anstrengend aus. Wehe, der Kerl bewegt sich: Dann ist mindestens die Münze auf der Krone hinfort. Man könnte sagen, wenn er sich bewegt, bricht ihm ein Zacken aus der Krone. Es geht also um ein Festhalten, das womöglich aus einem gewissen Stolz und auch aus einem „Haben- und Behalten-Wollen“ resultiert. Bewegung und Entwicklung sind aus der Perspektive dieser Karte kaum möglich: Man ist in einer Situation, die sich anfühlt, als sei man gebunden oder angenagelt. Dabei kann es durchaus um Erfordernisse gehen, die der Sicherheit geschuldet sind: Ohne Moos ist halt in diesem unserem Land nichts los und ohne ausreichende Geldmittel wird es schwer, durchs Leben zu kommen.
Bezogen auf deine Frage schätze ich, dass hier eher deine Befürchtungen dargestellt sind und du dich vor Stillstand oder einem zu starken Anhaften an materiellen Werten fürchtest. Vielleicht hast du bissel die Sorge, du könntest dich zu einem Geizhals entwickeln oder zu jemandem, der auch in seiner Haltung zum Leben zu unbeweglich ist. Was ja auch keine ganz unberechtigte Sorge ist, wenn man sich das Ass der Münzen anschaut, dass dich ja erst dazu gebracht hat, deine Widersprüchlichkeit bezüglich gewisser Verhaltensweisen zu hinterfragen. Und natürlich ist das „will haben“ etwas, was uns von morgens bis abends angeboten wird. Aber deine Frage verrät, dass du durchaus unterscheiden kannst zwischen „Haben und Sein“ (s. a. Erich Fromm und sein gleichnamiges Buch).
Platz 10: Die zweite in die Zukunft weisende Karte, der langfristige Ausblick oder das, wohin dich das Thema der Frage führt: Der Stern
Der Stern ist eine Karte der Großen Arkana, also ein Trumpf. Sie ist eine der Zukunftskarten schlechthin, sie steht für die Hoffnung oder auch Planung einer „guten“ Zukunft. Wir sehen eine Sonne, die die Form eines Sterns hat, umgeben von weiteren, etwas kleineren und helleren Sternen. Eine nackte Gestalt kniet mit einem Bein am Ufer einer Quelle, der rechte Fuß ist aufgesetzt auf dem Wasser. Im ersten Moment denkt man, sie würde Wasser aus dieser Quelle schöpfen. Das tut sie aber nicht: mit der rechten Hand gießt sie Wasser aus einem Krug in die Quelle, mit der linken gießt sie den Boden. Auch das Wasser, das sich über den Boden ergießt, fließt zurück in die Quelle. Das klingt ziemlich paradox, aber ich denke, damit soll ausgedrückt werden, dass es nicht schadet, wenn man sich selber „gießt“, wie ein Gärtner seine Pflanzen gießt. Bildhaft gesprochen könnte man sagen, dass die „Wasser des Lebens“ nie versiegen. Der Stern wird oft als „Schutzkarte“ bezeichnet, die ein gutes Gelingen eines Vorhabens anzeigt. Allerdings wird oft erst rückblickend deutlich, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt die Weichen im Leben richtig gestellt hat.
Bezogen auf deine Frage zeigt der Stern als Zukunftskarte an, dass es dir gelingen wird, einen guten Umgang mit dem zu finden, was du als widersprüchlich betrachtest. Wie „gut“ dein Umgang mit dir selbst und den unterschiedlichen Strebungen in dir ist, wird sich aber vermutlich nicht gleich oder in den nächsten Tagen zeigen, sondern erst, wenn du in einigen Wochen oder Monaten auf die derzeitige Situation und dein Erleben zurückblickst.
Das war es von meiner Seite her. Auf die Bildung einer Quintessenz (man zählt alle Zahlenwerte der Karten zusammen und bildet Quersummen) habe ich verzichtet, weil ich schon genug Buchstaben fabriziert habe.

Falls sie dich aber doch interessieren sollte, und zwar brennend

schreibe ich noch ein bissel was dazu. Aber jetzt bist du erst einmal mit einer Rückmeldung dran.
Liebe Grüße
Rita