Hallo Björn, Hallo Rita, Hallo Yin
nun schreibe ich schon zum vierten mal ein Antworte und hoffe das ich sie nun endlich abschicken kann.
Ich gebe euch vollkommen Recht und kann auch den Anlass zu diesem Thread absolut nachvollziehen.
Die Vorstellung von dem eigenen Tod oder der eines geliebten Menschen, wird gerne komplett aus dem eigenen Leben verbannt. Ich bin oft auf Widerstände und Ablenung gestoßen, als ich versucht habe über solche, sehr lebensnahen, für mich wichtigen Themen, zu sprechen. Es wird ja leider so einiges in unserer Zeit ausgeblendet.
Ich finde diese Aussage bringt es ziemlich gut auf den Punkt:
Traumprinz hat geschrieben: Aber gerade in der westlichen Welt (und da nehme ich mich selbst gar nicht aus) wird das Wissen um den Tod ja komplett verdrängt - was dann zum gleichen Ergebnis führt: einen zu sorglosen Umgang mit der verbleibenden Zeit, weil sich alle im Grunde ihres Herzens für unsterblich halten. Und ich möchte wetten, wenn du dich in eine beliebige Fußgängerzone stellst und fragst, wer denn gerne den exakten Zeitpunkt seines Todes kennen würde, würdest du ziemliche Entrüstung ernten. Die meisten wollen nicht mal wissen, dass sie sterben, geschweige denn wann - behaupte ich einfach mal.
Als ich mit 5 Jahren begriffen habe das meine Mum und ich irgendwann nicht mehr da sein werden ist für mich damals meine kleine Welt zusammen gebrochen. Ich musste sehr viel mit ihr darüber sprechen, habe ganz oft deswegen geweint. Sie erzählt mir heute noch, wie schwierig es für sie damals war passenden Antworten auf diese Fragen zu finden. Auch hatte sie dies in einer Art sogar so getroffen, wie sie es damals selbst noch nicht erlebt hat. Mittlerweile habe ich herausgefunden das es fast allen Kindern, in einem gewissen Alter, irgendwann so geht. Ich denke die Reaktion der Eltern, in dieser Zeit, ist auch sehr prägend für die Kinder. Man ist kaum im Leben angekommen und schon begreift man das alles vergänglich ist. Das ist schon eine ziemliche Tortur, die die kleine Seele da mitmachen muss.
GreenTara hat geschrieben: Meine Nachbarin ist jetzt fast 98 Jahre alt und sie hat mehr schlechte als gute Tage. Als sie vor 3 Jahren einen Unfall hatte und mit gebrochenem Bein auf der Straße lag, dachte sie bei sich, es könne jetzt auch gern zu Ende sein. Momentan ist sie dabei, Dinge, an denen ihr liegt, an Menschen zu verschenken, die diese Dinge schätzen. Sie hat mir auf ihrem Keyboard sogar schon das Lied vorgespielt, dass sie auf ihrer Trauerfeier gern gespielt haben möchte. Ich käme mir bissel schäbig vor, wenn ich ihr das alles ausreden wollte oder das Thema beiseite wischen würde. Sie hat schon damit zu tun, dass ihre Familie um das Thema einen großen Bogen macht.
Da bereitet sich jemand bewusst darauf vor diese Welt zu verlassen zu müssen, das kann ich verstehen.
Ich weiß in solchen Situationen selten was ich sagen soll. Wahrscheinlich muss man auch nichts sagen.
Es hört sich vielleicht grausam an, aber wenn Menschen sterben, vor allem "alte" Menschen, dann ist das doch vollkommen in Ordnung, das gehört zum Leben dazu, genau so wie es dazu gehört darüber traurig zu sein. Und es ist definitiv leichter gesagt, als gelebt. Ich müsste Lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich auch bei der Beerdigung von meinem Opa nicht wie ein Wasserfall geweint hätte, allerdings war ich auch erleichtert das er nicht mehr leiden musste, weil er die letzten Monate, aufgrund von Lungenkrebs, es so gar nicht mehr schön hatte.
Allerdings ändert sich meine Meinung ganz stark bei Kindern und jungen Menschen. Wenn sie sterben empfinde ich es persönlich sehr tragisch. Was nicht heißt das ältere Menschen nicht das selbe Mitgefühl verdient hätten, aber damit kann man besser umgehen, weil der Mensch ja die Möglichkeit zum Leben hatte.
Ich weiß nicht was die vielen Menschen da draußen darüber denken, weil man sich mit kaum jemanden darüber wirklich unterhalten kann. In der Hinsicht fühle ich mich manchmal schon sehr alleine damit. Ich denke das man sich an das Leben und an die Menschen um einen herum zu sehr bindet und diese Loslössung davon schmerzt, umso mehr, desto weniger man sich vorher der Vergänglichkeit bewusst war. Auch wird es durch Schuldgefühle schlimmer, die Zeit nicht genutzt zu haben oder etwas falsches, der verstorbenen Person gegenüber, gemacht zu haben.
GreenTara hat geschrieben:Im Krankenhaus haben Angehörige sehr oft gefragt, wann es denn wohl zu Ende gehe. Aber auch für den Fall eines plötzlichen Todes kann man etwas tun: Nämlich "im Angesicht des Todes" zu leben und sich bewusst sein/werden, dass jede Stunde die letzte sein kann.
Der Tod ist, wie du schon sagst, jeden Tag präsent. Es kann jede Sekunde vorbei sein. Meine Erfahrung hat gezeigt das sich Menschen erst bei einer (tödlichen) Krankheit so richtig bewusst dafür entscheiden die letzten Tage/Wochen/Monate/Jahre gezielt zu verbringen, dafür beeinflussen wir uns alle zu sehr gegenseitig mit der Verdrängung dieser Thematik.
Wirklich kein einfaches Thema. Trotzdem schön das man sich wenigstens hier darüber unterhalten kann.
Liebe Grüße
Satriana