ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich weiß, wie es mir geht angesichts der sich verstärkenden Beschränkungen des Alltagslebens. Ich schwanke zwischen Fassungslosigkeit und Zorn und ich spüre das Bedürfnis, beidem Ausdruck zu verleihen und auch darüber zu reden - quasi als Druckentlastung.
Wie es aussieht, werden wir wohl für mindestens zwei Wochen weitestgehend in unsere Wohnungen verbannt, denn nach der Verhängung in Bayern und Rheinland-Pfalz ist im gesamten Bundesgebiet mit Ausgangssperren zu rechnen. Das Einkaufen von Lebensmitteln wird erschwert durch strenge Auflagen bezüglich der Anzahl der Personen in Geschäften und Abstandsvorgaben. Vorhin war ich noch mit Björn in der City einkaufen und es war gruselig zu sehen, wie leergefegt Plätze sind, wie leer die Markthalle und die noch offenen Geschäfte sind. So etwas will psychisch erst einmal verarbeitet sein.
Eben las ich Folgendes über die Bestimmungen in Bayern:
Mir dreht sich alles um: Ist es wirklich gerechtfertigt, menschliches Leben mittels unmenschlicher Maßnahmen um jeden Preis zu schützen? Denn das, was da jetzt angeordnet wird, ist unmenschlich - Menschen sind soziale Wesen, sie brauchen Kontakt und Berührung, gerade dann, wenn sie krank und pflegebedürftig sind. Mir ist zum Heulen, obwohl ich nach 23 Jahren in der Krankenpflege einiges gewohnt bin und nicht so schnell in Tränen ausbreche oder die Contenance verlieren, wenn ich an die Menschen in ihren Pflegebetten denke, für die das dezimierte Pflegepersonal wenig Zeit hat.Bewohner in Alten- und Pflegeheimen dürfen nur noch besucht werden, wenn sie im Sterben liegen. Besuche im Krankenhaus sind nur noch in drei Fällen erlaubt: bei Sterbefällen, für Eltern, die ihr krankes Kind sehen wollen, und für Väter, die ihr neugeborenes Kind und die Mutter besuchen.
Quelle: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/c ... li=BBqg6Q9
Das muss ich erst einmal verarbeiten. Ich muss auch verarbeiten, wie sehr es mich schockiert, dass in den Kommentaren von Medien nach Ausgangssperren gerufen wird. Es schockiert mich, wie eng der Korridor der Meinungen geworden ist - das ist ja noch ärger als bei der Klimadebatte, in der jeder, der leise Zweifel am gängigen Narrativ äußerte, als "Klimaleugner" diffamiert wurde. Mich entsetzt, wie schnell Fake News zu Real News werden: Erst bestritt das Bundesgesundheitsministerium den Shutdown und bezeichnete entsprechende Meldungen als "Fake News", um nicht einmal 30 Stunden später den bundesweiten Shutdown zu verkünden.
Mittwoch dankt Merkel in ihrer Ansprache den in systemrelevanten Berufen Arbeitenden. So eine Heuchelei! Der warme Dank hilft nicht weder den personalmäßig ausgebluteten Kliniken noch den Kassierinnen und Regaleinräumern, die mit 450-Euro-Jobs zum Mindestlohn abgespeist werden. Wo war die Fürsorge für die Alten und Kranken, als man sich um die Grundrente und überhaupt um eine auskömmliche Rente stritt? Und jetzt sollen 80 Millionen Einwohner aus Rücksicht auf die Alten und Kranken kuschen?
Was ist das für eine Fürsorge, die sich in asozialen Verhaltensweisen ausdrückt? Abstand, kein Körperkontakt etc. als neue Form der Fürsorglichkeit? Na, danke.
All das muss ich irgendwie bewältigen und ich kann mir vorstellen, dass auch euch einiges bewegt. Nicht das, was mich bewegt, aber ganz sicher wird es etwas geben, was euch nicht einleuchtet, Angst macht oder anderweitig verunsichert. Mit diesem Thread hier würde ich gern jenseits der Astrologie Raum geben für das, was euch gerade beschäftigt und euch dazu einladen, euch mitzuteilen, auch dann, wenn es ein kräftiger Fluch, ein Witz, ein Gedicht, ein Video oder sonst etwas ist.
Liebe Grüße
Rita