
die Karikatur ist gut.

Als ich begann, den Artikel zu lesen, habe ich schallend gelacht. Doch das verging mir recht schnell, denn dieses Blatt ist eine Verbandszeitschrift einer Berufsvereinigung, sprich, einer Interessenvertretung, die natürlich auch politischen Einfluss nehmen möchte, was erst einmal ein legitimes Anliegen ist.
Jedoch handelt es sich bei niedergelassenen psychologischen Psychotherapeuten in aller Regel um Einzelunternehmer, die neben dem Interesse am Wohlergehen der Patienten - das ich ihnen gar nicht absprechen will - eben auch ihre persönlichen Interessen vertreten und vertreten sehen möchten und das sind Umsatz und Gewinn. Diese Berufsgruppe legt an sich allerhöchsten Wert darauf, in Gesprächen mit Klienten ja nicht in politisches Fahrwasser zu geraten und wenn du dort bist und versuchst, deine Beschwerden und Nöte auch jenseits deiner selbst, also auch in der Beschaffenheit der politisch eingerichteten wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere die am Arbeitsplatz, als krankheitsauslösend zu benennen, dann wirst du zu hören bekommen: "Darüber reden wir nicht, denn daran können wir nichts ändern." Was das mit der Selbstermächtigung oder der Erfahrung der Selbstwirksamkeit der Patienten, die sich Psychotherapeuten auf die Fahne schreiben, zu tun hat, werde ich wohl nicht mehr enträtseln, aber es hat mich nicht nur einmal recht zornig gemacht und ich musste an mich halten, um sie nicht als Erfüllungsgehilfen einer Arbeits- und Sozialumgebung mit eigenen Interessen (Gewinnmaximierung etwa) zu bezeichnen.
Und jetzt kommt dieser Mann daher und nimmt sich selbst quasi vorbeugend auch noch in die Reihen der "Gefährdeten" auf, damit er dann verallgemeinernd argumentieren und von "mea maxima culpa" reden kann. Das ist für meinen Geschmack sehr manipulativ. Immerhin verbirgt er nicht sein Interesse an einer größeren Einflussnahme auch auf die Politik via Klimadebatte und einer Positionisierung seines Berufsstandes. Plötzlich und unerwartet ist die Politik dann doch auch im Behandlungszimmer präsent, er nennt das:
Wir sollten uns für die Thematik sensibilisieren und Patienten, bei denen Deutungen der Klimakrise eine verursachende oder aufrechterhaltende (Teil-)Rolle bei ihrer psychischen Problematik spielen könnte, hier ernst nehmen. Ein thematisch „aufsuchendes“ Verhalten im Sinne einer Missionierung von Patienten ist natürlich im Sinne des Abstinenzgebots zu unterlassen. Den Patienten nicht politisch zu manipulieren, heißt aber nicht, dass wir keine eigene Haltung zu diesem Thema haben dürfen oder sollten.
Wenn er sich doch mal genauso stark gemacht hätte für diejenigen, die den krankheitsauslösenden oder krankheitsverstärkenden Bedingungen etwa in der Arbeitswelt ausgeliefert sind und sich als Fürsprecher der dort Geschädigten verstünde, dann wäre wohl ich weniger erbost. So kommt bei mir an: "Mit der Politik halte ich es, wie es gerade opportun ist und du, Klient, wirst wahlweise wertschätzend behandelt oder aber zum Subjekt meiner unternehmerischen Interessen gemacht, in dem ich dir beispielsweise eine "Behandlung" deiner Leugnungstendenzen angedeihen lasse, notfalls auch unter Wegfall meiner Pflicht zur Verschwiegenheit und unter dem Motto "Das ist nur zu deinem Besten".
Da war mein Wort zum Mittwoch.



Schöne Grüße
Rita