Hallo frajoscha
bei meiner Deutung habe ich mich an den von dir definierten Bedeutungen der Plätze orientiert. Das war leichter, als mich direkt auf die etwas unglückliche Fragestellung zu stützen, die ich dennoch so gut wie möglich berücksichtigt habe.
Platz 1: Daran scheitert es. Die bisherige Einstellung ist die Ursache deines Anliegens: Der Hierophant
Ganz unumwunden: Ich schätze, dein Freund hängt Glaubenssätzen an, die eine dauerhafte Beziehung verhindern. Diese müssen ihm nicht bewusst sein, denn sie sind ja oft – wie auch Astro-Fox erwähnte – sehr subtil, quasi mit der Muttermilch eingesogen. Wie komme ich darauf? Der Hierophant sitzt zwar mit einer segnenden Geste auf seinem Thron und vor ihm stehen auch zwei Figuren, die den Segen empfangen, aber es ist keine Beziehung auf Augenhöhe. Der Hierophant ist mit Insignien und Krone ausgestattet, er hat also die „Macht“ und das Sagen. Die anderen Figuren stehen recht tief unter dem „Patriarchen“ und blicken zu ihm auf, der Hierophant hingegen blickt nicht auf sie, sondern über sie hinweg.
Wenn ich das auf deinen Freund übertrage, würde ich meinen, dass er sich in einer Rolle sieht, die der einer potentiellen Partnerin übergeordnet ist. Die Frau wäre – auch wenn es deinem Freund wohl nicht bewusst ist – ihm „untergeordnet“ oder aber soll sich seiner „Führung“ anvertrauen. Außerdem deutet diese Karte an, dass dein Freund in der Wunschpartnerin weniger die Person an sich sieht, sondern eher die Rolle, die sie für ihn spielen soll. Das lässt sich keine Frau auf Dauer gefallen, jedenfalls keine, die nicht einen Ernährer und Beschützer sucht, sondern einen Partner. Vielleicht ist dein Freund auch zu sehr darauf aus, die Beziehung möglichst rasch zu „legitimieren“? Das könnte einen Druck auf mögliche Partnerinnen ausüben, der sie dann dazu treibt, sich schleunigst zu verabschieden.
Platz 2: Das ist zu meiden. Daran ist zu arbeiten: Königin der Kelche
Die Königin der Kelche ist so eine Sache: Sie kann darstellen, welchen Typ Frau dein Freund vorzugsweise ins Auge fasst, sie kann aber auch für bestimmte Eigenschaften deines Freundes stehen. Allerdings tendiere ich dazu, hier doch mehr die potentiellen Partnerinnen bzw. das „Partnersuchbild“ zu sehen.
Auf der Karte sieht man eine Frau, die der Welt eher abgewandt ist. Sie ist völlig versunken in den Anblick des Kelches, den sie in ihren Händen hält. Sie ist also sehr gefühlsvoll, scheint aber zu übersehen, dass sie mehr hat als nur den Kelch. Und auch die Gefühle „fließen“ nicht wirklich, sondern sie kreist um sie. Im Grunde ist sie sehr selbstbezogen. Wenn ich diese Königin sehe, sehe ich eine „Schmoll-Queen“.
Jetzt ist die Frage, ob sich dein Freund von Frauen angezogen fühlt, die derart gefühlsduselig und bissel wirklichkeitsfremd sind – was der Hierophant auf Platz 1 nahe legt. Vielleicht ziehen ihn gerade Frauen an, die „hilflos“ wirken oder sich als „Weibchen“ inszenieren. Oder diese Karte stellt den Anteil von ihm dar, der eher „weiblich“ geprägt ist und der sich selbst gern in seine Träume, seine Emotionen und Empfindungen zurückzieht und dabei dann weniger auf den Menschen neben ihn blickt und mehr auf sich und sein Innenleben.
Es ginge dann also darum, entweder andere Frauentypen in den Blick zu nehmen oder aber die Aufmerksamkeit weniger auf die eigene Bedürftigkeit und mehr auf die Person neben einem zu richten. Um im Bild der Karte zu bleiben: Es besteht die Möglichkeit, auch anderes als nur den Kelch anzusehen und die Aufmerksamkeit zum Beispiel auf das Meer vor einem zu richten.
Platz 3: Darin liegt deine Bestimmung. Dafür ist es gut: Die Liebenden
Die Liebenden sind die Karte, die mich auf die Spur „Ungleichgewicht in der (möglichen) Beziehung“ brachte. Die Liebenden sind Partner, sie sind gleichrangig, sie sind die beiden Seiten einer Medaille. Keiner ist mehr oder weniger wert als der andere, sondern sie sind sich bedingende Gegensätze wie Tag und Nacht. Oft werden die Liebenden auch mit „Entscheidung aus vollem Herzen“ übersetzt. Das könnte bedeuten, dass dein Freund gut daran tut, sich wirklich für eine Frau zu entscheiden, ohne sich irgendwelcher ihm wichtig erscheinenden männlichen Rollenmuster zu bedienen (beispielsweise den Beschützer oder sonst etwas zu spielen) oder sich Hintertürchen offen zu halten. Das bedeutet unter Umständen auch, einige lieb gewordene Freiheiten oder Verhaltensweisen aufzugeben, die einer echten Partnerschaft im Wege stünden. Da gibt es ja durchaus sehr subtile Mechanismen. Das heißt im Kontext des Kartenplatzes: Wenn du eine Lebensgefährtin haben möchtest, dann sage auch innerlich aus vollem Herzen „Ja“ zu dieser Partnerschaft. Denn sich entscheiden bedeutet auch, zu etwas „Ja“ und damit gleichzeitig zu etwas anderem „Nein“ zu sagen. Es geht also um Eindeutigkeit.
Platz 4: Was du tun kannst, um dein Schicksal zu erkennen und zu erfüllen: Rad des Schicksals
Eine interessante Karte im Zusammenhang mit der Fragestellung, die auf Schicksal abzielte und damit darauf, dass nichts zu tun wäre, da das Schicksal ja eh auf einen zukommt. Aber genau darum geht es meines Erachtens eben nicht. Wie komme ich darauf? Zum einen durch das sich unablässig drehende Rad mit den daran gebundenen Figuren selbst, die dem Auf und Ab des Lebens damit unentrinnbar ausgeliefert sind sowie durch die Quintessenz der Legung. Die QE (Quintessenz) ist die 21, die Welt. Es geht also hier um eine Erkenntnis, die sich allerdings nicht erzwingen lässt. Diese Erkenntnis beinhaltet in etwa: Wie ist das menschliche Dasein beschaffen und was hält dieses Rad des Schicksals am ewigen Laufen? Was kann ich tun, um zumindest zeitweise vom Rad herunterzusteigen? Wie ist meine Welt beschaffen und wer erzeugt sie?
Ich möchte jetzt nicht zu sehr in religiöse oder philosophische Betrachtungen abgleiten, denn damit kann nicht ein jeder etwas anfangen. Dennoch scheint mir, dein Freund wird – wenn sich sein Wunsch erfüllen soll – nicht darum herumkommen, sich klar zu machen, wie wir selbst unsere Wirklichkeit erschaffen. Falls er sich um das Thema bemühen möchte, wäre die „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick ein guter Einstieg. Watzlawick zeigt auf humorvolle Weise, wie wir selbst unsere Welt, unsere Wirklichkeit „konstruieren“. Und wenn man weiß, wie man sich seine Welt „konstruiert“, bekommt man auch eine Idee, wie man sie „umbauen“ kann.
Das war es von meiner Seite her – vielleicht kannst und magst du deinem Freund einiges daraus übermitteln. Und ich würde mich sehr über eine Rückmeldung zu einzelnen Punkten freuen.
Liebe Grüße
Rita